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20.11.2017, 15:04 Uhr

Gesprächsreihe „Blickpunkte“ in Usingen

Auf der Suche nach den Wurzeln unserer Werte

USINGEN - „Was im Leben zählt – Auf der Suche nach den Wurzeln unserer Werte“: Um dieses fundamentale Thema ging es am Freitagabend bei der Gesprächsreihe der „Usinger Blickpunkte“ im gut besuchten Christian-Wirth-Saal. Erneut erwies sich Meinhard Schmidt-Degenhard als souveräner Moderator, der die beiden Diskussionsgäste beharrlich, aber angenehm unaufgeregt forderte. So entstand schnell eine lebhafte Diskussion, die auch nach fast zwei Stunden nicht langweilig wurde.

Usingen -

Prof. Dr. Rudolf Steinberg, ehemaliger Präsident der Goethe-Uni Frankfurt und Verfassungsrechtler, sowie Karin Wolff, MdL und ehemalige hessische Kultusministerin, stellten sich den Fragen. Mit der Frage „Was ist der wichtigste Wert in Ihrem Leben?“ bot Schmidt-Degenhard zum Einstieg seinen Gästen die Möglichkeit, sich persönlich zu bekennen, bevor es allgemeiner wurde. Für sie sei dies Freundschaft und Vertrauen, betonte Wolff. Steinberg nannte die Liebe der Familie.

Liebe und Vertrauen waren denn auch immer wieder als zentraler Wert Bestandteil der Betrachtungen. Und schnell kamen die beiden Gäste auf die Menschenwürde und Artikel eins unseres Grundgesetzes zu sprechen. Eigentlich hätte man mit der Diskussion schon recht schnell fertig sein können, steht doch hier bereits das Wichtigste komprimiert und als unverhandelbar festgeschrieben. Doch ist das Thema Werte viel zu komplex, als dass es tatsächlich mit der Berufung auf die Grundrechte abgetan werden könnte. Zumal auch die nach dem Weltkrieg formulierten Werte in ihrer Bedeutung sich weiterentwickelten, waren sich die Diskussionspartner grundsätzlich einig.

So gebe es inzwischen ein völlig neues Verständnis von Gleichheit, zum Beispiel der Geschlechter. Das Bundesverfassungsgericht habe die jüngste Entscheidung zum sogenannten „dritten Geschlecht“ mit der Würde des einzelnen Menschen begründet, nannte Steinberg ein aktuelles Beispiel. Wie sich unsere Werte entwickelten, sei natürlich aus der Historie gewachsen. Die antike Demokratie Griechenlands, die römische Rechtsprechung und nicht zuletzt die christliche Kultur bildeten die Grundpfeiler, die durch den Humanismus, Aufklärung und Reformation sich weiter entwickelt haben und sich auch heute weiter wandeln.

Ob die aus diesen Wurzeln entstandenen Werte durch eine zunehmende Individualisierung und „Konsumismus“ erodieren oder ob sich die Werte im Kern erhalten, konnten die Diskussionsteilnehmer nicht völlig klären, sahen diese Faktoren sowie den alle Lebensbereiche durchdringenden Ökonomisierungsdrang als Herausforderung. Die gesellschaftlichen Kräfte seien mittlerweile pluralistischer, das sei nicht negativ, erforderten aber politische Rahmenbedingungen, gab Wolff zu bedenken. Beobachtet werde sowohl eine hohe Bereitschaft der Menschen, sich für andere zu engagieren bei gleichzeitiger Abnahme der Bereitschaft, dies dauerhaft in Organisationen zu tun – insbesondere bei der jungen Generation, die Schmidt-Degenhard im Publikum vermisste. Eine Art „Dienstpflicht“, so wie es das schon auf freiwilliger Basis als „Freiwilliges Soziales Jahr“ gibt, aber für alle verpflichtend für ein Jahr eingeführt werden sollte, wie Wolff und Steinberg forderten, sei für die Entwicklung der jungen Menschen eine große Chance. Hier würde ganz nebenbei etwas vermittelt, dass offensichtlich immer weniger Familien selbst imstande zu leisten seien, so die Idee.

Viele Werte, wie zum Beispiel Toleranz seien aber auch mit Arbeit verbunden. Denn damit Toleranz nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt werde, sei es zunächst nötig, sich selbst und den eigenen Standpunkt klar zu machen, dann einen Perspektivwechsel vorzunehmen und den anderen Standpunkt zu verstehen, um danach in den „Ich-und Du-Dialog“ zu treten, erklärte Wolff. Dazu müsse klar sein, dass jeder eine Gleichwertigkeit gegenüber dem Anderen habe, ergänzte Steinberg. Das sei besonders in der Auseinandersetzung mit Andersgläubigen oder Menschen aus anderen Kulturkreisen wichtig. „Werte haben etwas mit der Haltung von Respekt zu tun, mit einer Verantwortung vor Gott und den Menschen“, brachte es Wolff auf den Punkt.


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